Nanu – das Wort stammt doch noch aus dem letzten oder vorletzten Hype (geschrieben 2010), und wollten wir doch alle nichts mehr davon lesen, sprechen, hören?
Sollte man hierüber nicht langsam Gras wachsen lassen? Nein – Apple rührt hier immer wieder an den Wunden der Telco-Produktmanager. Vorweg: ich selber besitze nichts, was mit i anfängt, beobachte aber dennoch mit Interesse, wie Apple seinen Markt immer weiter festigt und ausdehnt.
(Update 2012: inzwischen habe ich auch ein iPhone – die Firma RIM wirkte auf mich bei der Auswahl neuer Hardware doch etwas zu wackelig)
(Update 2014: inzwischen habe ich kein iPhone mehr – das hier beschriebene Konzept eines App-Stores ist inzwischen auch von anderen kopiert worden. RIM wackelt immer noch; Respekt, das hatte ich nicht erwartet)
(Update 2017: wegen Stagefright und der katastrophalen Update-Policy der Android-Vermarkter habe ich wider Willen wieder ein iPhone)
Vor knapp zwei Jahren, also ca. 2008, sah ich eine Apple-Werbung (wir kennen sie alle: viele App-Zeichen rund um’s iPhone, und die generelle Aussage für jede Lebenssituation die passende App). Als Billing Mensch kann man nicht anders – ich habe die Anzeige natürlich unter dem Aspekt Billing gelesen. Natürlich war die Komplexität überschaubar: die Hälfte kostenlos, und die Hälfte einmalig zum Festpreis. Alles an komplizierten Berechnungsmodellen, was damals vor 10 Jahren als Damokles-Schwert der Operator und als Heilsbringer der Blling-System-Provider vorhergesagt wurde, ist schon längst vergessen – die Krönung war das QoS-based-Pricing, als ob der Kunde ein genaues Gefühl hätte, wie schlecht der Service denn genau gewesen wäre.
Aber Apple hat mehr eingebracht als die Feststellung, dass einfaches Billing besser ist (obwohl dies alleine schon eine Erwähnung wert ist, zumindest, wenn man sich 10 Jahre vor die Zeit von Flatrates zurück erinnert)!
Vor vielen Jahren durfte ich beruflich mit Abstand beobachten, wie ein Music-Finder (Handy vor’s Radio, und kurz danach kommt eine SMS mit Titel, Interpret etc.) gelauncht wurde, und nach kurzer Zeit kaum der Endruck auf, dass auch dies nicht die Killer-Applikation war. Ich war ehrlich erstaunt, als ein nicht-IT-affiner Freund mir kürzlich beim Kartenspielen begeistert von einer vergleichbaren App erzählte. Was ist passiert? Apple hat es geschafft, mit der impliziten Nachricht unser Store sorgt für Euch seinen Kundenkreis zu überzeugen, dass die gesamte Prozesskette für den Apple-Kunden einfach und vertrauenswürdig ist
- Aussuchen der App
- Download
- Installation
- Bezahlen
- Benutzen
- Nicht-mehr-Nutzen
Im Windows-Bereich für den PC fehlte primär das übersichtliche Aussuchen und die Sicherheit bei der Installation sowie ein Modell für das Bezahlen – hier hat Apple ganz neue Benutzerschichten für ein paar Euro je Benutzer erschließen können.
Im Mobilfunkbereich sieht man deutlich, wie sehr die großen Player und der Markt generell das Vertrauen der Kunden verspielt haben: gerade das Bezahlen und das Nicht-mehr-Nutzen sind seit diversen Spar-Abos und Kundendienst-Horror-Geschichten etc in der Bevölkerung mit derartigen Urteilen und Vorurteilen beladen, dass sich bis auf weiteres die großen Telekommunikationsunternehmen mit den diversen Flat-Rates und Vertragslaufzeiten begnügen müssen.
Die Antwort zu der uralten Frage nach der Killer-Applikation könnte sein: egal, ob es sie gab; sie hatte nie die Chance, sich zu entwickeln. Ohne, dass Apple gleich den Ruf einer karitativen Einrichtung bekäme: die Kunden können Apple weitgehend vertrauen, und in einem solchen Klima scheinen sich auch solche Ideen entwickeln zu können, die anderweitig schon zu den Akten gelegt werden mussten.